#002 Casper – LANG LEBE DER TOD (2017)(Kritik)

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Nach der Indie-Rap Institution „Hinterland“ pflanzt Casper seiner Hörerschaft mit „Lang lebe der Tod“ wieder deutlich härtere Sound- und Lyric-Landschaften in den Gehörgang. Der bereits 2016 veröffentlichte Titeltrack „Lang lebe der Tod“ kommt in einer auffallend düsteren „Stranger Things“-Anlehnung daher und vermischt dabei den herrlich-psychopathisch anmutenden Blixa Bargeld (Einstürzende Neubauten) im Refrain mit gesellschaftlich-voyeuristischer Sozialkritik.

Sozialkritisch geht es in „Alles ist erleuchtet“ unmittelbar weiter, diesmal seziert Casper das Geltungsbedürfnis vieler via sozialer Medien um diese in wenigen Worten mit Wissenschaft, Literatur und Film zu koppeln. „Deine Uzi wiegt ne Tonne, Seelen 21 Gramm. Wieder Purge in Panem – macht Alarmanlagen an.“ 

Stilistisch hervorragend lässt der Deutsch-Amerikaner „Keine Angst“ einfließen. Ein 90er-Jahre-Indie-New-Wave-Duett mit dem Kollegen Drangsal im Refrain. In Bestform grooved Drangsal durch den Refrain und stiehlt dem Rapper vier Minuten lang allem erhaben im Vorbeigehen die Show.

Während „Sirenen“ bleibt nur kurz Zeit zum Luft schnappen, Endzeitstimmung kommt auf und schwenkt voll in Fahrt auf einen wilden Elektro-Beat um, der über den Hörer hereinbricht. Dazu flowt Casper ziemlich unangestrengt und zeigt sich weiter ohne Kompromisse angriffslustig.

Stampfend, aber mit deutlich langsamerem Tempo folgt „Lass sie gehen“, eine Abrechnung mit der Unterhaltungsbranche, aufdringlichen Fans und Teilen der Rap-Szene. Zu einem weiteren Refrain-Highlight auf dem Album setzt der Rapper Ahzumjot an, „Ich lieb die Stimmung kurz bevor hier alles hoch geht.“ Dem ist nichts hinzuzufügen, fast nichts. Denn ein weiteres mal zaubert Cas ein herausragendes Feature aus dem Hut, Portugal.The Man spendieren ein Sample aus ihrem Song „Number One“ und runden den Track in einer souligen Art und Weise ab, in die man sich hineinlegen möchte, sofern dass denn ginge.

„Morgellon“ offenbart das böse und verbitterte Innenleben von Wut- und Reichsbürgern, serviert auf einem aufgeregt-schrägen Elektro-Beat in Kombination mit rockigen Elementen. Sehr überzeugend werden hierbei die im Endzeitmodus befindlichen Lyrics vorgetragen, klingt unangenehm aber beängstigend authentisch. Mit „Wo die wilden Maden graben“ packt Casper das etwas schwerfälligere Besteck aus, treibend peitscht er mit seiner Band voran in Richtung Alternative. „Jeder sendet, kein Empfang“, nochmals haut Cas der Gesellschaft seine Meinung um die Ohren: Ungezügelter Massenkonsum, Partypeople und Blender, ein gelungener Rundumschlag. Einen elektronischen Gruß scheint Mr. Griffey zwischendurch an Kumpel Marteria zu schicken, er lässt es knarzen und krachen wie dies bei dessen Alter-Ego Marsimoto Gang und Gebe ist.

Mit „Deborah“ und „Meine Kündigung“ gewährt Casper zwar tiefe persönliche Eindrücke und Erfahrungen untermalt von langsamen, schweren Beats bzw. sanften Gitarrenklängen, lässt dafür aber ein unnötiges Vakuum entstehen. Die beiden Songs fallen in der Gesamtbetrachtung des Albums deutlich von den anderen Titeln ab. Thema, Energie und Dringlichkeit wollen hierbei einfach nicht so recht ins Konzept dieses Albums passen, schade.

Für eine deutliche Entschädigung sorgt zum Abschluss „Flackern, flimmern“, eine versöhnlich stimmende erste Hälfte des Songs wird von einem Finale abgelöst, das kaum so zu erwarten war: Hardcore, knackige-Stakkato-Drums garniert mit einem aufwühlenden Screamer-Part. Ein würdiger Abschluss für ein Album, welches Caspers Werdegang der letzten Jahre von „Hin zur Sonne“ über „XOXO“ und „Hinterland“ auf „Lang lebe der Tod“ vereint, aber durch die beiden eher schwächeren Tracks 8 und 9 leider in der Gesamtwertung Abstriche in Kauf nimmt.

 

Tracklist / Bewertung: 3,7 / 5,0

  1. Lang lebe der Tod – 4,5/5,0
  2. Alles ist erleuchtet – 4,0/5,0
  3. Keine Angst (feat. Drangsal) – 5,0/5,0
  4. Sirenen – 4,0/5,0
  5. Lass sie gehen (feat. Ahzumjot, Portugal.The Man) – 4,0/5,0
  6. Morgellon – 3,0/5,0
  7. Wo die wilden Maden graben 4,0/5,0
  8. Deborah – 2,0/5,0
  9. Meine Kündigung – 2,5/5,0
  10. Flackern, flimmern – 4,0/5,0

VÖ: 01.09.2017

#001 PunkroquesBlog – Passionen & Themen

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Punk Rock since 1989 – lange Zeit das Motto meines Facebook-Headers und irgendwie traf dies in den letzten Jahren auch immer wieder auf meinen eigenen kleinen Zeitgeist zu, weniger äußerlich, mehr so mental. Punkrock ist immer eine gute Alternative zum Mainstream gewesen und hat sich durch seine Wildheit, Unangepasstheit und einer kritischen Grundhaltung immer stark davon abgegrenzt. Auf mich bezogen habe ich immer gerne den „Punkrock“ gesucht, bei Reisen, in der Musik (Ein Dank für den Punk gilt daher unbedingt Alex!) und sowieso was mein Verhältnis zum VfB Stuttgart angeht. Ein Verhältnis mit extremen Höhen und Tiefen, ein Verhältnis mit ganz viel Mittelmaß zwischendrin, und dennoch ist dies eine Beziehung, die sich immer frisch gehalten hat. Unfassbare Begegnungen, Fahrten/Reisen und selbstverständlich absolute Highlight-Spiele (4:5, 3:3, 7:2 fallen mir da auf Anhieb ein) trugen über die Jahre ihren Teil zu dieser ganz besonderen Leidenschaft bei.

Lange Zeit bereits umtreibt mich eine Neigung dazu Ansichten, Erlebnisse und Gedanken zu Papier zu bringen, dieser Blog soll diesem Verlangen nun in angemessener Weise gerecht werden. Welche Themen hierbei häufiger, welche weniger behandelt werden lässt sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen, Abwarten und Bier trinken ist angesagt. Viel Spaß dabei, cheers!